
Eine Liebeserklärung an die krumme Karotte
Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, werden im Supermarkt billig abverkauft. Zuzugreifen und so wertvolle Lebensmittel vor der Verschwendung zu retten, wird so auch noch zur guten Tat fürs eigene Börserl. Wer gerettetes Obst und Gemüse kauft, muss hingegen manchmal sogar tiefer in die Tasche greifen als beim Kauf von herkömmlichen Produkten. Warum ist das so? Wir erklären es am Beispiel der Karotte.
Flotte Karotten
Stellen Sie sich vor: Rund 120.000 Tonnen Karotten werden in Österreich jährlich geerntet. (Quelle: https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/karotte) Bei dieser Menge ist es kein Wunder, dass es starke Unterstützung bei der Arbeit braucht. Das Sortieren nach der Ernte übernehmen daher oft große Maschinen. Sie erledigen ihre Arbeit schnell, sind aber mitunter sehr streng. Was in Größe und Form nicht der Norm entspricht, wird gnadenlos aussortiert. Über Qualität und Geschmack sagt das natürlich nicht unbedingt etwas aus. Und so fliegt die besonders flotte Karotte oft vorschnell raus.
Unsichtbare Arbeit
Um geschmacklich einwandfreie Karotten trotz fehlender Idealmaße vor der Verschwendung zu retten, müssen sie händisch nachsortiert werden. Dieser Zusatzaufwand schlägt sich letztendlich im Preis nieder, denn die Arbeit kostet Zeit und diese Zeit kostet Geld. So kommt es, dass gerettetes Gemüse oft teurer ist als herkömmliches. Dass in einer krummen Karotte mitunter viel mehr Arbeit steckt als hinter einer herkömmlichen, sieht man ihr aber nicht an.
Landwirtschaft trifft Technologie
Um die beste Qualität zum besten Preis ermöglichen zu können, investieren Landwirt:innen laufend in neue und bessere Maschinen. Ein gewisser Prozentsatz fällt aber beim maschinellen Sortieren nach wie vor aus dem System. Und bei großen Betrieben können selbst 5 % Ausschuss schnell mehrere tausend Kilo sein. Ganze 500 Tonnen überschüssige Karotten sind allein uns im Laufe der letzten Jahre insgesamt angeboten worden. In Zukunft könnten die fortschreitende Digitalisierung und vor allem der Einsatz von künstlicher Intelligenz dabei helfen, diese Prozesse weiter zu optimieren und so vermeidbare Überschüsse weiter zu reduzieren. Bis es soweit ist, schlagen unsere Herzen weiterhin ganz besonders für krumme Karotten und all die Arbeit, die in jeder einzelnen davon steckt.